Im Musée Gruérien und in der Bibliothek werden Objekte aus dem Kulturerbe der Region gesammelt und ausgestellt. Die 1917 dank der grosszügigen Unterstützung des Schriftstellers und Journalisten Victor Tissot gegründete Institution richtete sich 1923 im Hôtel Moderne und 1978 im heutigen Gebäude ein. Modelle der Stadt Bulle (1722, 1912, 2002) und Dauerausstellung La Gruyère, Wege und Spuren.
1848 wird Bulle Hauptstadt des Bezirks La Gruyère. Ab 1868 brütet man in der Stadt und in der Region über Museumsprojekten: Der Pfarrer und Botaniker Jean-Joseph Chenaux und der Maler Joseph Reichlen wollen ein naturgeschichtliches Kabinett und dann ein Museum für häusliche Kunst eröffnen, können ihr Vorhaben jedoch nicht verwirklichen.
1917 kann Bulle die Erbschaft des aus Freiburg stammenden Journalisten und Literaten Victor Tissot antreten, der nach Paris gegangen war. Der Schöpfer des Almanach Hachette und Redaktor des Figaro Littéraire und zahlreicher anderer Publikationen ist durch die Veröffentlichung seines bissigen Portraits vom preussischen Deutschland, „Voyage au pays des milliards“, reich geworden. Tissot vermacht sein ganzes Vermögen der Stadt Bulle, mit der Auflage, dass sie ein Museum und eine Bibliothek eröffnet, die diese Namen verdienen.
Eine vom Industriellen Lucien Despond präsidierte Kommission beginnt mit der Unterstützung von Hans Lehmann, Direktor des Schweizer Nationalmuseums, mit der Suche nach historischen Objekten. Der erste Konservator des Museums, Philippe Aebischer, ist ein Freund Tissots. In Eisenbahnwaggons schickt er in Pariser Kunsthandlungen und bei Antiquitätenhändlern erworbene Kunstobjekte und Kunstwerke nach Bulle.
Nachdem das erste Projekt die Eröffnung des Museums und der öffentlichen Bibliothek im Schloss vorsah, werden sie schliesslich im alten Hôtel Moderne untergebracht. Philippe Aebischer wird 1923 wegen einer Meinungsverschiedenheit durch Henri Naef ersetzt. Dieser Genfer Historiker und Reformspezialist erweitert die Sammlung und richtet das Museum auf die Region aus; er und sein Nachfolger Henri Gremaud werden zu glühenden Anhängern der ländlichen und traditionellen Region von La Gruyère.
1974 wird die Gesellschaft der Freunde des Musée Gruérien gegründet. Noch im gleichen Jahr entsteht unter der Leitung von Denis Buchs, der 1979 zum Direktor ernannt wird, ein systematisches, bebildertes Inventar der Sammlungen. 1978 werden die Museumsschätze mit dem Bau eines neuen Gebäudes, der Gestaltung einer neuen Dauerausstellung und der Einführung eines Programms für temporäre Ausstellungen neu inszeniert. Damit kommt frischer Wind in die Institution. Der Bibliothekskatalog wird digital erfasst und 1998 im Réseau Romand (RERO) aufgenommen. 2001 wird das Gebäude vergrössert. Im darauffolgenden Jahr wird die Institution zur Schulbibliothek des Kreises Bulle-Morlon. Die Inventar-Datenbank der Museumssammlungen wird ab 2005 aufgebaut.
2006 wird Isabelle Raboud-Schüle zur Direktorin und Konservatorin ernannt. Am 3. Februar 2012 findet in Anwesenheit von Bundesrat Alain Berset in einem komplett renovierten Gebäude die Einweihung der neuen Dauerausstellung „La Gruyère – Wege und Spuren“ statt.
© Musée Gruérien
Literatur
Le Musée gruérien, Cahiers du Musée gruérien, n°7, 2009.
Legende der Archivphotos:
Einweihung des Musée Gruérien am 3. Juni 1978. Ansprache von Bundesrat Hans Hürlimann.
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