Jene, welche die heutige redliche, mutige und religiöse Bevölkerung von Semsales kennen, werden bei der Lektüre der folgenden Geschichte den Kopf schütteln und sie nicht glauben.
Es hatte einmal in Semsales einen Priester, der in seiner Pfarrei gar nicht beliebt war. Der Prior vom Grossen St. Bernard hatte ihn auserwählt und gegen den Willen der Gläubigen dort eingesetzt. Als dieser sterbenskrank wurde, bemerkte er kein Zeichen des Mitleids. Je kränker er wurde, umso stärker wurden die ausschweifenden Lieder der Jugend des Dorfes unter den Fenstern des Pfarrhauses. An einem Freitag im November des Jahres 1292 wurde er beerdigt. Alle Christen des Ortes hätten an dieser Feier teilnahmen sollen, aber da sie den lebenden Priester nicht mochten, wollten sie sich auch nicht um den verstorbenen kümmern. Eine einzige alte Frau begleitete ihn auf den Friedhof, da sie gottesfürchtig war.
Plötzlich trat zur Strafe eine Katastrophe ein. Jedes Haus wurde zu einem Grab und jedes Zimmer zu einem Sarg, das ganze Dorf zu einem Friedhof. Auch der Berg wurde von schwarzen Wolken umhüllt, sodass er von da an der Schwarze Berg, Niger Mons, Niremont, genannt wurde und der Bach das Tote Wasser, Mortua Aqua, la Mortive. Die Salinen schliesslich wurden zerstört. Von diesem früheren Reichtum behielten die Einwohner bloss den Namen als Erinnerung an die sieben Salzquellen, Septem Sales, Semsales.
Quelle
Themenpfad:
Im Land der Greyerzer Sagen
Text :
Joseph Genoud, aus "les légendes fribourgeoises", Editions à la Carte