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Die Brücke von Thusy

An einem regnerischen Sonntag sassen die Männer von Pont-la-Ville und einige von La Roche bei einem Glas Wein im Gasthof L'Enfant-de-bon-coeur. Die Älteren sprachen vom Wetter, von den Feldern und vom Vieh.

Die Jüngeren hatten andere Themen: «Die Mädchen von Pont-la-Ville, La Roche und Treyvaux sind schön, kommen aber nicht an jene von jenseits der Saane heran.»

Die Saane bildete ein Hindernis, um auch im Gebiet von Avry-devant-Pont auszugehen. Und dieser Übergang hiess "Thusy". Während dieser Gespräche kam ein Fremder herein, angezogen wie ein Ratsherr von Freiburg, und setzte sich an den Tisch, wo er Gemeinderäte der Gegend wähnte. «Was, ihr habt keine Brücke über die Saane? Ich errichte euch gern eine gute Steinbrücke, doch müsste ich ein Entgelt bekommen.» Der Ammann fragte sofort nach den Kosten, worauf der Fremde antwortete: «Nicht viel. Ich bin reich. Ich verlange bloss, dass das erste Lebewesen, das über die Brücke geht, mir gehört.» Der Ammann tätigte sofort den Handel. Die Leute von Pont-la-Ville, mit Ausnahme des Pfarrers, merkten trotz ihrer Schlauheit nicht, dass sie es mit dem Teufel zu tun hatten.

Um Mitternacht war ein Brückenbogen erbaut und Satan wartete bereits höhnisch auf den ersten Menschen. Der Pfarrer des Dorfes, Dom Claude Brodard, und der Sakristan kamen mit zwei Säcken. Aus dem Ersten entliess der Pfarrer eine Maus, die über die Brücke fliehen wollte, und aus dem Zweiten der Sakristan eine Katze, welche die Maus verfolgte.

Satan war nicht schlau genug, er hätte nicht das erste Lebewesen sondern die erste Seele sagen sollen. Und das geschah im Jahre 1544.

Quelle
Themenpfad :
Im Land der Greyerzer Sagen

Text :
Marie-Alexandre Bovet, aus "les légendes de la Gruyère", Editions Gruériennes, 2004

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