Die Schlacht bei Murten steht symbolisch für die zunehmende Schlagkraft der Eidgenossenschaft in ihren Anfangsjahren. Ihr Gegner, Karl der Kühne - der letzte Valois-Herzog von Burgund - war ebenfalls sehr jung.
Zwischen seinem 42. und seinem 43. Geburtstag (10. November 1475 resp. 1476) verlor er die beiden Entscheidungsschlachten von Grandson und Murten, den 44. Geburtstag sollte er nicht mehr erleben, fiel er doch am 5. Januar 1477 in der Schlacht bei Nancy. Seine Gebeine liegen unter einem herzoglichen Grabmal in der Liebfrauenkirche zu Brügge.
Mitte Juni 1476 gelangte Karl der Kühne von Lausanne aus nach Murten mit einem Heer, dessen Bestand ca. 25‘000 Mann betragen haben dürfte. Er war damit den Belagerten unter Adrian von Bubenberg im Verhältnis von rund 10:1 überlegen. Dennoch musste er aber mit dem plötzlichen Auftauchen des eidgenössischen Entsatzheeres (1) rechnen und hoffte, Murten vorher in seine Hand zu bekommen, wie es ihm zuvor in Grandson gelungen war. Zum Schutz seines eigenen Heeres gegen einen Angriff der Eidgenossen unterhielt er eine Feldwache beim so genannten Grünhag (2). Er selber vermochte von seinem Hauptquartier auf dem „Bois Domingue“ (3) aus einerseits den Fortschritt der Belagerung, andererseits das Eintreffen des feindlichen Heeres zu beobachten.
Die bereits über 200 Jahre alte Stadtmauer war im Prinzip das einzige Hindernis zwischen den Besatzern (burgundisches Heer) und den Besetzten (Stadt Murten). Entsprechend hart war der gut organisierte Widerstand gegen die am 18. Juni 1476 vorbereitete Belagerung des ehemaligen Stadtherrn und Anhänger Karls, Jakob von Savoyen, zugleich Graf von Romont. Gemäss dem mailändischen Gesandten, der auf Burgunderseite stand, kamen dabei mehr als 60 Mann um. Karl liess danach noch eine zweite Mauerstelle beschiessen, hatte damit aber nicht mehr Erfolg.
Die tapfere Verteidigung der Stadt Murten unter Adrian von Bubenberg und der Sieg der helvetischen Armee am 22. Juni 1476 etablierten die Eidgenossenschaft unter den europäischen Mächten.
(1) Ein „Entsatzheer“ hatte die Aufgabe, eine belagerte Stadt, Festung oder Burg zu „entsetzen“, d. h. zu befreien
(2) „Grünhag“: Palisage; ein (mit Waffen) bestücktes Hindernis
(3) „Bois Domingue“: zu Deutsch „Bodemünzi“. Der Ausdruck stammt aus dem Französischen „Bois Domingue“ und meint den „herrschaftlichen Wald“. Im „Patois“ (frankoprovenzalische Sprache, die früher in der ganzen Romandie gesprochen wurde) wurde dann aus „bo demindze“ der Begriff „Bodemünzi“ gemacht.