Durch ein tragisches Schicksal kommt Julia Bieri zur Kunstmalerei und Pyrografie, der Holzbrandmalerei. Damit führt die junge Frau die Familientradition mit grosser Leidenschaft fort. Sie kennt die Täler und Gipfel der Freiburger Voralpen wie ihre Hosentasche und liebt es, die Landschaften und die vielfältige Tierwelt ihrer Region abzubilden.
Holz ist aus der alltäglichen Arbeit der Familie Blanc aus Corbières nicht mehr wegzudenken. Bereits als Kind verbrachte Julia Bieri unzählige Tage in der Werkstatt ihres Grossvaters und ihres Vaters, beide bekannte Schnitzer der in der Region stark verankerten Holzrahmlöffel. Als ihr erstes Kind im zarten Alter von vier Monaten plötzlich starb, beschloss die ausgebildete Vermessungszeichnerin sich der Malerei zu widmen. Während das Malen auch heute noch zu ihren Lieblingsfreizeitbeschäftigungen gehört, macht sie die Pyrografie zu ihrem neuen Beruf.
Julia Bieri verwendet für ihre Brandmalereien zahlreiche Gegenstände aus Holz wie Tabletts, Teller oder Bretter. Am meisten bearbeitet sie jedoch Spazierstöcke. Diese sind ein unentbehrlicher Gegenstand, um die Herden beim Alpauf- und Alpabzug zu führen oder die Tiere von der Weide zum Bauernhof zu treiben. Auf Anfrage malt die Kunsthandwerkerin auch Poyas, wobei sie den Tieren eine ganz besondere Aufmerksamkeit schenkt.
Wandern als Quelle der Inspiration
Zur Leidenschaft für das Handwerk gesellt sich die Liebe zu den Bergen, die Julia Bieri von ihrem Vater geerbt hat. Die Vermessungszeichnerin kennt die topografischen Karten ihres Kantons bis ins Detail, schliesslich hat sie diese damals mit Tusche im Grundbuch aktualisiert – die Pläne durften früher ihren Standort nämlich nicht verlassen. Die Gipfel und Pfade sind Julia Bieri so vertraut, dass ihre Familie sie sogar «Das voralpine Wörterbuch» nennt.
Julia Bieri hat Freiburg nie verlassen und sagt, sie sei stolz darauf, im Greyerzerland zu leben. In einem Kanton, in dem sie alles findet, was sie braucht: Berge, Wälder, Seen, Geschichte, Traditionen … Mit ihrer Handwerkskunst zeigt sie (fast) vergessene Gesten aus früheren Zeiten und belebt das Erbe neu. Die Fortführung dieser Tradition ermöglicht es, sich der eigenen Wurzeln bewusst zu werden – genau davon nährt sich auch der Tourismus gerne. Wie Julia Bieri erklärt: «Es ist wichtig, die Realität jenseits der Bildschirme zu entdecken!».
