Nachtschlitteln und mehr
auf Freiburger Schlittelpisten

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Nachtschlitteln, Abendschlitteln mit Fondue, ein Schlittelplausch mit anschliessender Übernachtung und viele weitere Spielarten rund ums Schlitteln lassen uns laut jauchzen. Wir sind wieder Kind! Die Freiburger Voralpen sind prädestiniert für dieses gesellige Wintervergnügen. Die Wintersportorte und Skistationen präparieren alle mindestens eine Schlittelbahn. Bleiben die Fragen: Wo gibt es Nachtschlitteln? Welche Schlittelpiste ist die coolste, oder welche die angenehmste fürs Schlitteln mit Kindern? Und natürlich auch: Welche Schlittelbahn hat direkten Anschluss ans beste Fondue? Wir versuchen, dies alles einzuordnen.

Schwarzsee

Im familienfreundlichen Feriendorf Schwarzsee geht’s ganz bequem mit der Sesselbahn Riggisalp zum Restaurant Bärghuus Riggisalp auf 1491 m.ü.M. Dort wartet ganzjährig der Spielplatz «Drachenland» auf die Kleinen. Diese können dort schon mal so viel Dampf ablassen, dass die Talfahrt über die vier Kilometer lange Schlittelbahn zu einem entspannten Vergnügen wird.

© Marc-André Marmillod

Es geht durch dunkle Waldstücke und über offene Weiden, wo im Sommer die Kühe grasen. Unterwegs gibt es ein paar anspruchsvolle Kurven zu bewältigen, wobei je nach Schneezustand der Pulver fliegt oder das Eis unter den Kufen knirscht. Zieleinfahrt ist 450 Höhenmeter tiefer beim Parkplatz der Talstation am Seeufer.

Nachtschlitteln ist hier Trumpf, und zwar jeden Donnerstag-, Freitag- und Samstagabend über die beleuchtete blaue Skipiste, und das in Kombination mit einem Fondueplausch! Mehr Freiburg geht nicht! Dieses spezielle Wintervergnügen ist äusserst beliebt für Vereins- oder Firmenausflüge sowie natürlich bei Familien.

Allerdings, fürs Nachtschlitteln sollten Kinder etwas grösser sein, und zwar nicht nur wegen des Weissweins im Fondue. Sondern auch weil am Donnerstag und Freitag die Piste erst ab 20.45 Uhr fürs Schlitteln geöffnet ist (vorher ist Nachtskifahren) und weil die Schlittelbahn als mittelschwierig bis anspruchsvoll eingestuft ist.

Sicherheit wird grossgeschrieben: So sind etwa ein Skihelm mit Brille, feste Schuhe mit gutem Profil und warme Winterkleidung obligatorisch. Ferner sind auf der Schlittelbahn die 10 wichtigsten Verhaltensregeln des Bundesamtes für Unfallverhütung (bfu) einzuhalten. Sogar zwei Verbote gibt es auf der Schlittelpiste von Schwarzsee: Bäuchlings fahren und Schlitten zusammenhängen ist tabu!

Schwarzsee – der See im Winter

Übrigens, der Schwarzsee mit seinem Schilfgürtel im Winterkleid ist zauberhaft. Die Schwanzflossen-Skulptur eines eintauchenden Wals weckt garantiert die Fantasie von Gross und Klein. Enten nähern sich den Besuchenden und hoffen auf einen Happen Futter … Und wenn der See gar gefroren und für allerlei Rutschfreuden offiziell freigegeben ist, dann ist das Winterglück perfekt!

Jaun

Schlüpft das Echo unserer Jauchzer vielleicht durchs Grossmutterloch in der Gastlosen-Bergkette? Möglich wäre es. Alles, was sich rund um die Gastlosen, die Dolomiten der Schweiz, abspielt, versehe ich mit Superlativen. Die Landschaft in diesem Teil der Region La Gruyère ist atemberaubend schön.

© Switzerland Tourism

Die Schlittelpiste von Jaun über 6,5 Kilometer und 567 Abwärts-Höhenmeter ist mein Favorit. Sie ist als mittelschwierig eingestuft und ja, man muss das Bremsen beherrschen, denn sie führt durch alpines Gelände. Nun aber auch mal der Reihe nach. Etwas hinter dem deutschsprachigen Greyerzer Jaun fährt die 4er-Sesselbahn Gastlosen-Express rauf auf 1540 m.ü.M.

Wenige Schritte von der Bergstation entfernt lockt das gemütliche «Bärghus am Musersbergli». Sollen wir einkehren, den Skitouren-Gästen zuhören, vielleicht ein Fondue zur Stärkung geniessen oder einfach aus der gemütlich-warmen Gaststube das einzigartige Panorama bewundern?

Aber wir mögen nicht warten und laufen gut zehn Minuten dem Winterwanderweg entlang zum Start der Schlittelbahn beim Panoramaplatz. Nomen est Omen. Gipfel wie Chörblispitz, Combiflue, Schopfenspitz und Maischüpfen präsentieren sich in ihrer winterlichen Pracht. Und dann erst die spektakulär gezackte Gastlosen-Kette mit dem Grossmutterloch… Welch ein Glück, hier zu sein!

Nun aber «Auf die Kufen, fertig, los!» Nach etwa der Hälfte der kurvenreichen Schlittelpiste gibt’s beim Grossmuttersprung einen Zwischenhalt, ab der Buvette des Sattels führt der Weg gut 10 Minuten leicht bergan. Wir stapfen durch dieses sagenhafte Panorama, welches uns immer wieder innehalten und staunen lässt. Charmey, Fribourg, ja sogar die Jurakette rücken ins Blickfeld. Wir saugen die herrlichen Bilder in uns ein und sind sicher, diese nie zu vergessen.

Danach geht’s temporeich und kurvig weiter durch waldige Passagen, wir lassen die Schlitten sausen, überqueren die Brücke und folgen am Schluss dem Sattelbach entlang bis zum Talgrund. Auf eine zweite Runde? Zur Talstation des Gastlosen-Express ist’s nicht weit.

Das Grossmutterloch

Ah, Ihr wollt noch erfahren, was es mit dem Grossmutterloch auf sich hat? Nun, der Legende nach soll der Teufel im Zorn seine Grossmutter gegen den Berg geschmettert und so den Schlitz in der Felswand geschaffen haben. Geologen sind übrigens anderer Meinung, nachzulesen auf dem Geologiepfad mit zwölf Infoposten (hier geht’s zur Broschüre).

© Yanick Romagnoli

Seither kann man an verschiedenen Standorten entlang der Schlittelpiste (Chli Sattel, Gross Rüggli oder Schattenhalb) ein einzigartiges Naturphänomen miterleben. Zwischen Ende Oktober bis Mitte Februar blitzt nämlich die tiefstehende Sonne durch das Felsfenster und sorgt für zauberhafte Lichtreflexe. Dazu muss man aber zum genau richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein, hier sind die Infos dazu. Dann Kamera zücken! Nach höchstens einer halben Stunde ist der Zauber vorbei.

Charmey

Auch hierhin kommt man zum Nachtschlitteln! Jeden Freitagabend während der Saison und zusätzlich an Mittwochabenden während der Schulferien befördert die Gondelbahn TéléCharmey ein abenteuerlustiges Schlittel-Völklein hinauf auf den Gipfel des Vounetz (1610 m.ü.M.) und damit zum Start der Schlittelpiste.

Das Plateau ist wie ein Balkon gegen Westen, sprich mit unversperrter Sicht auf den Sonnenuntergang über Freiburger Voralpen und Gipfeln der Region La Gruyère! Natürlich erkennt man den dominanten Berg Moléson, da glitzert der Stausee Lac de Montsalvens, und dort weiss man die Jaunbachschlucht. Ein Leckerbissen für Romantiker!

Damit sich die Schlittelnacht schön und gut verlängern lässt, hat das Restaurant Les Dents-vertes an diesen Abenden bis 22.15 Uhr geöffnet, die Bergbahn sogar bis 22.30 Uhr (an den anderen Tagen bis 16.45 Uhr).

Die Formel fürs Nachtschlitteln in Charmey heisst also: Raufgondeln, Sonnenuntergang geniessen, einkehren zu Speis und Trank und Bestaunen der Lichter tief unten im Tal, dann die obligatorische Stirnlampe montieren und die ansonsten unbeleuchtete Schlittelbahn zum Sessellift La Scie hinunter sausen. Die Rückkehr ins Tal erfolgt – später – mit der Gondelbahn. Ein unvergesslicher Abend!

© Pascal Gertschen

Natürlich ist der Schlittelplausch in Charmey auch bei Tag empfehlenswert. Die verschneite Landschaft mit Wald und Weiden scheint einem Bilderbuch über das liebliche Greyerzerland entnommen. Die Schlittelpiste im Schatten der schroffen Dents-vertes-Bergkette ist recht schneesicher und führt über gut 4 Kilometer und 440 Höhenmeter hinunter bis zum Sessellift Scie. Sie gilt als einfach und überaus familienfreundlich.

Für Schlitteln mit Kindern ist auch der 2020/21 neu eröffnete Winterpark Bounè Rodzo ein Muss-Stopp. Der Park liegt an der Schlittelpiste, etwa zwei Kilometer vom Vounetz-Gipfel in Richtung Sessellift entfernt und ist nur mit dem Schlitten, mit Skis oder Schneeschuhen erreichbar. Hier gibt’s acht vergnügliche Aktivitäten, die Kindern ab drei Jahren und allen älteren Menschen offenstehen. Du willst mehr wissen? Hier ein paar Stichworte: Snowtubing, Footgolf, Schaukeln, Rutschen, Fischen und anderes aus der Kategorie «Fun».

Auch Picknicktische und eine Feuerstelle sind vorhanden … man kann also in Ruhe verweilen. Ruhe? Gut möglich, dass über den Rutschpisten und zwischen den Spielen lautes Kinderlachen und Jauchzen ertönt! Der Park hat bei genügend Schnee jeweils am Mittwoch, an den Wochenenden und während der Schulferien täglich geöffnet. Der Eintritt ist kostenlos. 

Wer ist denn dieser Bounè Rodzo?

Mit der Schlittelbahn von Charmey hat der kleine Kobold eigentlich nichts zu tun. Aber hier ist seine Heimat. Die Einheimischen von Charmey wissen: «Jeden Sommer taucht er auf den Alpweiden von Charmey auf, um den Bergbauern zu helfen. Er hütet die Kuhherden, kümmert sich um den Gemüsegarten, hilft im Haushalt und bei der Käseproduktion. All diese Arbeiten erledigt er mit grösster Diskretion, er ist ziemlich schüchtern und liebt seine Ruhe.» Charmey, pures Winterglück (fribourg.ch)

Praktische Tipps: Schlitten können bei der Bergbahn gemietet werden. Fürs Nachtschlitteln ist eine Stirnlampe obligatorisch, man muss sie selber mitbringen.

Moléson-sur-Gruyères

Natürlich hat der Moléson (2002 m.ü.M.) eine Schlittelbahn, er ist schliesslich der Freizeitberg der Freiburgerinnen und Freiburger. Und irgendwie der Chef aller Freiburger Berge! Ehrensache also, auch Schlittelfreuden zu bieten! Von der Talstation der Standseilbahn bei Moléson-sur-Gruyères (1100 m.ü.M.) fährt man nach Plan-Francey auf 1520 m.ü.M. hoch. Dort trennen sich die Wege der Skifahrenden und der Schlittler, die Schlittelbahn verläuft abseits der Skipisten.

© Fribourg Région

Der Start der 4 Kilometer langen Strecke mit 500 Höhenmetern Abfahrt ist recht steil, danach wird das Gelände etwas flacher. Lang gestreckte Kurven führen über die Hänge des Moléson und durch idyllische Wälder und Weiden. Am Ende der Schlittelbahn sollte man unbedingt den Blick über die Region La Gruyère und den glitzernden Greyerzersee schweifen lassen. Und auf der Festplatte abspeichern!

Nachtschlitteln ist am Moléson an Samstagen zwischen Weihnachten und Ende Februar vorgesehen. Dann heisst es um 17.15 Uhr Stirnlampen montieren und ab auf die Schlittelpiste. Von weitem sieht das aus, wie wenn am Moléson Glühwürmchen ausschwärmen würden. Um 21.30 Uhr erfolgt die letzte Bergfahrt, um 22.30 Uhr ist der Spuk am Berg zu Ende.

Schlitten können an der Talstation der Standseilbahn gemietet werden. Es gibt Einzelfahrten oder Schlittel-Tageskarten, der Magic Pass ist auch fürs Nachtschlitteln gültig.

Es gibt einige Regeln zu befolgen, diese sind nicht Spassbremsen, sondern dienen der Sicherheit. So sind warme Winterkleider, feste Schuhe mit Profil, Helm und fürs Nachtschlitteln eine Stirnlampe obligatorisch.

Von der Schlittelpiste zu Tisch

Der Region huldigen kann man auch kulinarisch, etwa mit einem traditionellen Fondue moitié-moitié, dem crèmigen Fondue aus reinem Freiburger Vacherin, oder einer guten Portion Meringues mit Greyerzer Doppelrahm.

Essen vor der Schlittelfahrt? Dann empfiehlt sich das Restaurant von Plan-Francey am Berg beim Start der Schlittelbahn. Für die Einkehr direkt nach dem Schlittelplausch ist das familienfreundliche Restaurant La Pierre à Catillon die perfekte Adresse. Es liegt am Parkplatz der Bergbahn-Talstation, wo auch die Busse des öffentlichen Verkehrs anhalten.

Les Paccots

Für viele Deutschschweizer ist der kleine Ferienort Les Paccots quasi ein weisser Fleck auf der Landkarte der Westschweiz. Ein schneeweisser Fleck, wenn Frau Holle mitmacht! Das ruhige Gebiet am südwestlichen Rande des Kantons Freiburg liegt oberhalb von Vevey und überblickt gerne den Genfersee. Eine Perle für Geniesser von Winterlandschaften. Also nichts wie hin und Neuland entdecken!

© francoisdegoumoens

Schlitteln mit Kleinkindern oder kleine Kinder alleine schlitteln lassen? Dafür sind zwei speziell präparierte Pisten im Skigebiet ideal, eine links der Skipiste «Les Joncs» und die andere neben dem Skischul-Kinderland in Les Vérollys.

Nachtschlitteln? Eine etwas andere Art von Schlittelbahn erlebt, wer von Les Paccots mit Schneeschuhen zum Alpbeizli «Le Vuipay» auf 1478 m.ü.M. hochläuft. Der Pfad ist als Schneeschuh-Route «Les Vuipays, No. 8» beschildert und lässt sich tagsüber oder im Dunkeln begehen. Nach gut anderthalb Stunden durch waldige Abschnitte und über schneebedeckte Weiden ist die gastfreundliche Buvette erreicht. Wohlige Wärme empfängt uns, und es duftet nach Hausmannskost. Ein Gefühl wie Heimkommen! Wir haben es verdient.

Zum Glück haben wir vorher telefonisch reserviert, die 70 Plätze im Beizli drinnen sind fast alle besetzt. Tagsüber ist auch die Terrasse überaus einladend, ist das Panorama doch schlicht grandios. Die imposante Bergschönheit Dent de Lys weiss ihre Reize jederzeit raffiniert einzusetzen, ihr Nachthemd ist quasi ein Hauch von Mond- und Sternenschein.

Doch nun zur Speisekarte: Da locken die legendären währschaften Freiburger Spezialitäten wie Fondue moitié-moitié, Bergsuppe, Älplermakronen und vieles mehr. Unwiderstehlich!

Zum Dessert – oder nach dem Dessert – gibt’s die Talfahrt mit einem Bob, den man in der Hütte übernimmt. Wir sausen durch die Nacht, lachen, jauchzen und fühlen uns ausgelassen wie Kinder. Mit diesem Schneeschuh-/Bob-Ausflug hat Les Paccots ein perfektes Rezept für einen glücklichen Abend. Geöffnet ist die Buvette «Le Vuipay» bis ca. Mitte März, täglich ausser Montag.  

Sicherheit auf der Schlittelpiste

Um Unfälle zu vermeiden, hat das Bundesamt für Unfallverhütung (bfu) einen Ratgeber publiziert. Dort findet man Tipps zu Ausrüstung, Technik und die wichtigsten Verhaltensregeln zu diesem beliebten Wintersport. 

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